„Wir wollen sein Leben und seine Arbeit würdigen. Wir schulden ihm tiefe Dankbarkeit – für seine Patenschaft, seine Führung, und vor allem für seine Freundschaft.“ Mit diesen Worten leitete Wolfgang Ketter, Direktor des Energiewirtschaftlichen Instituts an der Universität zu Köln (EWI), die diesjährige Felix Höffler Memorial Lecture ein. Höffler, ab dem Jahr 2011 Lehrstuhlinhaber an der Universität zu Köln und Direktor des EWI, war am 4. Februar 2019 nach längerer schwerer Krankheit verstorben. Ihm zu Ehren richtete das Energiewirtschaftliche Institut in diesem Jahr zum zweiten Mal eine Festveranstaltung aus.
Die Internationalisierung des Instituts habe Höffler sehr am Herzen gelegen, so Ketter. Auch deshalb hielt in diesem Jahr mit Richard Green, Professor am Imperial College London, erneut ein international renommierter Ökonom den Festvortrag zu seinen Ehren.
Achim Wambach, ebenso früherer Lehrstuhlinhaber und Prodekan an der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Universität zu Köln, würdigte ebenfalls Höfflers Arbeit. Insbesondere lobte er seine Fähigkeit, sowohl theoretisch-ökonomisch als auch politisch-anwendungsbezogen zu denken: „Wenn man relevante wissenschaftliche Politikberatung betreiben will, muss man die zugrunde liegende VWL verstehen und die involvierten Institutionen. Man muss also beides sehen: die Bäume und den Wald. Felix konnte das.“ Darüber hinaus sei Höffler immer offen für gute Argumente gewesen, und gleichzeitig ernsthaft und vorsichtig in seiner eigenen Argumentation.
Eines der Themen, zu denen Felix Höffler zuletzt forschte, waren Kapazitätsmärkte. Hintergrund der Diskussion um diese Märkte ist der seit Jahren steigende Anteil fluktuierender erneuerbarer Stromerzeugung bei gleichzeitig geringer werdendem Anteil konventioneller Stromerzeugung aus Kern- oder Kohlekraftwerken. Insbesondere mit Blick auf „kalte Dunkelflauten“, also Situationen mit hoher Stromnachfrage und zeitgleich geringer Einspeisung aus Solar- und Windkraftanlagen, könnten in Zukunft gesicherte Kapazitätsmechanismen notwendig werden, um den Strombedarf zu befriedigen. Ein Kapazitätsmarkt könnte die Vorhaltung gesicherter Stromerzeugungskapazitäten ausschreiben bzw. bepreisen.
Zugleich könnte ein Kapazitätsmarkt das sog. „Missing Money“-Problem adressieren. Denn im derzeitigen europäischen Strommarkt („Energy-only-Markt“) wird, vereinfacht gesagt, nur die tatsächlich erzeugte Energie vergütet, nicht aber die (alleinige) Bereitschaft zur Stromerzeugung. Deshalb fehlen nach Ansicht kritischer Stimmen Anreize für den Bau von Spitzenlastkraftwerken, die nur wenige Stunden im Jahr laufen und so Schwierigkeiten haben, ihren Betrieb zu amortisieren. Dieses Problem ist auch heute noch hoch relevant: So hat das EWI in einem aktuellen, viel beachteten Bericht für die dena-Leitstudie einen Zubau von allein 15 GW zusätzlicher Gaskraftwerke bis zum Jahr 2030 ausgewiesen – bislang allerdings sind im Markt keinerlei Pläne für Zubauten in einer derartigen Größenordnung bekannt.
„Felix war überzeugt, dass ohne staatliche Intervention nicht genügend in Stromerzeugungskapazität investiert wird“, sagte Wambach. Dabei habe er ein Marktversagen im Blick gehabt, das in Situationen auftritt, in denen sowohl Angebot als auch Nachfrage zugleich vollkommen unelastisch seien. Dies sei der Fall, wenn alle verfügbaren Kraftwerke ausgelastet seien und Verbraucherinnen und Verbraucher wegen unflexiblen Preisen nicht auf die Nachfrage reagieren könnten.
Höffler hatte schon im Jahr 2012 in einer Studie für das Bundeswirtschaftsministerium darauf hingewiesen, dass in einem Stromsystem mit einem hohen EE-Anteil Handlungsbedarf bestehe, um Anreize für ausreichend Investitionen in Erzeugungskapazität zu schaffen. Kapazitätsmärkte könnten dabei eine Lösung sein, so das Studienteam in ihrem Fazit ihrer Studie.
Einen genaueren Blick auf die Funktionsweise von Strommärkten warf Richard Green vom Imperial College London. Ein Ziel von Kapazitätsmärkten könne sein, die Strompreise für Erzeuger und Verbraucher zu stabilisieren. Dies sei gerade in Zeiten der aktuell sehr hohen Strompreise relevant.
Mit Felix Höffler hatte Green im wissenschaftlichen Beirat des EWI zusammengearbeitet. Seine letzte Erinnerung an ihn: wie er sich bei einer Veranstaltung im Hof des EWI entspannte und im Angesicht seiner Krankheit große Zuversicht zeigte. „Normalerweise spezialisieren sich Mikroökonominnen und -ökonomen wie wir auf Energie- oder auf Telekommunikationsmärkte, weil beide Felder jeweils so komplex sind. Felix hat beides getan – und exzellente Arbeit in beiden Feldern abgeliefert.“
EWI-Direktor Marc Oliver Bettzüge dankte am Ende Green für seinen Vortrag – eine „gelungene Kombination aus Theorie und praktischer Relevanz, wie Felix sie sehr gemocht hätte. Wir vermissen ihn sehr.“ Auch Höfflers Familie dankte er für ihre Anwesenheit.
Höffler war im Jahr 2011 zum Professor für wirtschaftliche Staatswissenschaften an der Universität zu Köln und zum Direktor des EWI ernannt worden. Im Jahr 2016 übernahm er zusätzlich noch das Amt des Direktors des Instituts für Wirtschaftspolitik (iwp). Schon im Jahr 2019, wenige Monate nach seinem Tod, gedachte das EWI seinem ehemaligen Direktor mit einer Memorial Lecture. Shmuel S. Oren (University of California at Berkeley) hielt damals den Festvortrag zu seinen Ehren.