Die Debatte über die künftige Ladeinfrastruktur für E-Autos konzentriert sich häufig auf mögliche Zielzahlen für Ladepunkte der öffentlichen Ladeinfrastruktur, ohne dabei die Wettbewerbssituation vor Ort mit einzubeziehen.
Dies ist ein Ergebnis der Studie „Szenarien und regulatorische Herausforderungen für den Aufbau der Ladeinfrastruktur für elektrische PKW und LKW“, die das Energiewirtschaftliche Institut (EWI) an der Universität zu Köln gemeinsam mit dem Öko-Institut und dem Institut für Future Energy Consumer Needs and Behavior (FCN) an der RWTH Aachen im Rahmen des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Kopernikus-Projekt ENSURE erarbeitet hat.
Für Pkw ist der batterieelektrische Antrieb eine zentrale künftige Antriebstechnologie. Die Dynamik hinsichtlich der E-Mobilität als zentraler Baustein für den Klimaschutz führt allerdings auch dazu, dass dem Aufbau von Ladeinfrastruktur eine Schlüsselrolle zukommt. Der angestrebte Hochlauf der Elektromobilität kann daher nur gelingen, wenn Ladeinfrastruktur in ausreichendem Maße zur Verfügung steht.
Die Studie gibt einen Überblick über den heutigen Stand der Ladeinfrastruktur für batterieelektrische Fahrzeuge in Deutschland sowie die Herausforderungen für deren zukünftige Ausgestaltung. Betrachtet wurden dafür auch wirtschaftliche Aspekte der künftigen Infrastruktur sowie regulatorische Hemmnisse, die dem effizienten Aufbau der Ladeinfrastruktur sowie einer möglichst netzdienlichen Integration der neuen Verbraucher teilweise im Wege stehen.
Ein weiterer Aspekt ist die effiziente Bereitstellung öffentlicher Ladesäuleninfrastruktur. Inwieweit für die Bundesregierung künftig die Normalladeinfrastruktur eine stärkere Rolle spielt oder ihr Fokus weiterhin auf dem Schnell- bzw. Ultraschnell-Laden liegt, ist offen. Beide Strategien bringen Vor- und Nachteile beim Laden und für das Energiesystem mit sich:
Im Markt für Normalladesäulen herrscht gegenwärtig eine starke Konzentration lokaler Anbieter, so ein Ergebnis der Studie. „Um regionale Monopole aufzulösen und wettbewerbliche Strukturen zu schaffen, müssen bereits bestehende regionale Marktstrukturen bei der Standortvergabe für Ladesäulen stärker in den Fokus rücken“, sagt EWI-Managerin Dr. Lisa Just, die gemeinsam mit Nicole Niesler, Hendrik Diers und Amir Ashour Novirdoust von Seiten des EWI an der Studie beteiligt war. „Zentral hierfür ist, dass der Zugang zu verfügbaren Flächen diskriminierungsfrei erfolgt.“
Mit einer stärkeren räumlichen Ausbreitung der Ladeinfrastruktur ist zu erwarten, dass die Abhängigkeiten zwischen den Märkten des Normal- bzw. Schnellladens zunehmen werden. „Eine integrierte Betrachtung beider Märkte, insbesondere bei Förderinstrumenten und Vergabeverfahren, kann helfen, potenzielle Lock-in-Effekte zu Gunsten bzw. zu Lasten einer Ladeart zu vermeiden“, sagt Dr. Just. Auch sollten administrative Hürden bei Genehmigungsprozessen sowie der anhaltende Mangel an Fachkräften und technischen Komponenten adressiert werden.