Beim jüngsten Strommarkttreffen zum Thema „Internationaler Stromhandel“ diskutierten die Teilnehmenden über Marktkopplung, grenzüberschreitende Kapazitäten, Verteilungsfragen und regulatorische Herausforderungen. Organisator und Moderator Jun.-Prof. Dr. Oliver Ruhnau, Research Scientist am Energiewirtschaftlichen Institut an der Universität zu Köln (EWI), brachte für die Veranstaltung in Düsseldorf Fachleute aus Wissenschaft, Politik und Wirtschaft zusammen. Neben den Herausforderungen und Chancen der grenzüberschreitenden Integration der Strommärkte ging es auch um das Ziel, die europäischen Strommärkte effizient zu gestalten.
Bei der Veranstaltung des Netzwerks Strommarkttreffen hat außerdem EWI-Forscherin Pia Willers, Senior Research Associate am EWI, laufende Forschung zur Pareto-effizienten Gestaltung des Ausbaus von grenzüberschreitenden Stromübertragungskapazitäten vorgestellt. Anlass und Beispiel der Forschungsarbeit ist die Hansa PowerBridge, ein geplantes Interkonnektor-Projekt zwischen Schweden und Deutschland, welches die schwedische Regierung im Jahr 2024 abgelehnt hatte. Als Grund für die Ablehnung wurden unter anderem steigende Preise für schwedische Haushalte diskutiert.
Die von Pia Willers vorgestellten vorläufigen Forschungsergebnisse ordnen die Herausforderungen grenzüberschreitender Netzausbauprojekte in Bezug auf die Verteilung von Nutzen und Kosten ein. Während deutsche Haushalte in allen bisher betrachteten Szenarien von sinkenden Strompreisen profitieren würden, wären in Schweden negative Effekte für die Haushalte zu erwarten. Insgesamt würde die gesamtwirtschaftliche Wohlfahrt in beiden Ländern jedoch steigen. Darüber hinaus deuten die bisherigen Ergebnisse darauf hin, dass eine asymmetrische Verteilung der Investitionskosten und Engpasserlöse die Verluste der schwedischen Haushalte ausgleichen könnte, allerdings auf Kosten eines negativen Gesamtwohlfahrtseffekts in Deutschland.
Neben dieser Untersuchung wurden weitere aktuelle Themen rund um den internationalen Stromhandel vorgestellt. Patrick Otto von Statkraft sprach über den Handel von Übertragungskapazitäten zwischen Albanien und Ungarn in Abwesenheit einer Marktkopplung. Kilian Zimmer von 50Hertz Transmission GmbH widmete sich den Herausforderungen und Entwicklungen der EU-Strommarktkopplung, während Adrian Curtze-Rodriguez von TenneT den europäischen Flow-based-Prozess und die Intraday-Kapazitätsberechnung thematisierte.
Weitere Beiträge im Rahmen der Veranstaltung stammten von Kora Töpfer (EPEX SPOT), die Neuerungen bei der europäischen Marktkopplung präsentierte, darunter Intraday-Auktionen und neue 15-Minuten-Produkte. Anne Palenberg (BNetzA) beleuchtete die Herausforderungen des EU Grid Action Plans aus regulatorischer Sicht. Clemens Stiewe (Hertie School) analysierte die Spillover-Effekte von Wind- und Solarenergie auf die vernetzten europäischen Strommärkte, und Manuel Eising (Baringa) hob das Potenzial der Koordination von Offshore-Windenergieprojekten zwischen dem Vereinigten Königreich und der EU hervor.
Das Strommarkttreffen ist ein offenes Netzwerk von mehreren tausend Fachleuten aus der Energiebranche, u.a. aus Wissenschaft, Politik, Wirtschaft sowie Verbänden. Im Rahmen der monatlichen Veranstaltungsreihe wird energiewirtschaftliche Forschung zu Modellierungsfragen, Energiepolitik und Strommarktdesign diskutiert.