EWI-Energietagung – Bettzüge: „Wer baut, benötigt einen Plan“

EWI-Energietagung – Bettzüge: „Wer baut, benötigt einen Plan“
23. Januar 2025 |

Strommarkt 2030, Finanzierung der Energiewende, Herausforderungen für Stadtwerke in der Wärmewende sowie Verhältnis von Staat und Markt in der Transformation – darüber diskutierten zahlreiche Fachleute bei der EWI-Energietagung in Köln.

Die Energiewende ist vor allem auch ein großes Bau-Projekt, und das weit über den Ausbau von Anlagen zur Stromerzeugung aus erneuerbaren Energieträgern hinaus. Dieses Projekt hat vielfältige Umsetzungsvoraussetzungen und wirkt auf den Strommarkt, Stadtwerke, das Verhältnis von Staat und Markt und vieles mehr. Bei der EWI-Energietagung sprachen zahlreiche Fachleute aus Energieökonomik und -praxis über die Frage, wie es mit dem Bau-Projekt Energiewende weiter geht und insbesondere über die Finanzierung der Transformation.

„Wer baut, benötigt einen Plan“, sagte EWI-Direktor Prof. Dr. Marc Oliver Bettzüge bei der Eröffnung der Veranstaltung in Köln. Insbesondere mit Blick auf Finanzierung und Koordination bei der Umsetzung gebe es noch viele offene Fragen an die deutsche Energiewende. Er ergänzte: „Deutschland baut seine Energieversorgung radikal um, hat aber noch keine erkennbare Strategie für den dadurch beschleunigten Strukturwandel.“

Dr. Markus Krebber: „Dekarbonisierung rationaler angehen“

Unter den mehr als 200 Gästen waren prominente Fachleute aus Politik, Wissenschaft und Wirtschaft, wie Dr. Markus Krebber (CEO RWE), Barbie Kornelia Haller (Vizepräsidentin Bundesnetzagentur), Dr. Christoph Müller (CEO Amprion), Corinna Enders (Vorsitzende der Geschäftsführung dena), Stefan Dohler (Präsident BDEW), Prof. Dr. Hans-Martin Henning (Vorsitzender Expertenrat für Klimafragen), Dr. Marc Bataille (Generalsekretär Monopolkommission), Prof. Dr. Anke Weidlich (INATECH, Universität Freiburg), Prof. Dr. Axel Ockenfels (Kölner Laboratorium für Wirtschaftsforschung Universität zu Köln), Andreas Feicht (Vorstandsvorsitzender RheinEnergie), Dr. Marie-Luise Wolff (Vorsitzende des Vorstands Entega), Matthias Machnig (Staatssekretär a.D., Min. a.D., Vizepräsident Wirtschaftsforum SPD), Heike Heim (Aufsichtsratsvorsitzende EWI), Prof. Dr. Dieter Bathen (Vorstandsvorsitzender Johannes-Rau-Forschungsgemeinschaft) und Jun.-Prof. Oliver Ruhnau (Universität zu Köln und EWI).

„Wir müssen die Dekarbonisierung rationaler angehen und mehr auf marktorientierte Instrumente setzen statt auf ideologische Detailvorgaben und teure Einzelsubventionen“, sagte Dr. Markus Krebber, CEO des Energiekonzerns RWE, in seiner Keynote. „So gelingt die Transformation zu bezahlbarer, sauberer und sicherer Energieversorgung.“

Barbie Kornelia Haller: „Wer auf Preise reagiert, spart Geld und hilft dem System“

„Die Stunde der Flexibilität schlägt jetzt: Wer auf Preise reagiert, spart Geld und hilft dem System“, sagte Barbie Kornelia Haller, Vizepräsidentin der Bundesnetzagentur, in einer Diskussionsrunde zum Thema Strommarkt 2030. „Dabei leisten nicht nur große Erzeuger und Verbraucher einen Beitrag. Auch neue Solaranlagen und Speicher werden sich am Marktpreissignal orientieren müssen.“ Die private Optimierung gehe dann mit volkswirtschaftlicher Effizienz Hand in Hand, so Haller.

„Die Energiewende ist ein ambitioniertes Großprojekt, das über die nächsten zwei Jahrzehnte erhebliche Investitionen benötigt“, sagte Prof. Dr. Hans-Martin Henning, Vorsitzender des Expertenrats für Klimafragen. „Für ein Gelingen bedarf es deshalb kluger Rahmenbedingungen, der richtigen Prioritätensetzung und einer breiten Einbettung in Wirtschaft und Gesellschaft.“

Corinna Enders, Vorsitzende der Geschäftsführung, dena Deutsche Energie-Agentur: „Modernisierung braucht beides: Einen Staat, der zielorientiert klare und verlässliche Leitplanken setzt, punktuell aber auch finanziell und über Informationsangebote unterstützt, sowie einen Markt, der über Wettbewerb Innovationen und effiziente Lösungen hervorbringt. Der Schlüssel liegt in der richtigen Balance zwischen politischer Steuerung und der Entfaltung der Marktkräfte – unter Berücksichtigung gesellschaftlicher Akzeptanz.“

Stefan Dohler, Präsident des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) sagte in seinem Impulsreferat: „Die Energiewende hat richtig Fahrt aufgenommen. Jetzt brauchen wir das notwendige Kapital, um dieses Momentum am Laufen zu halten: Es muss einfacher und unbürokratischer werden, in die Energiewende zu investieren.“ Er bekräftigte den Standpunkt in der anschließenden Diskussionsrunde zur Finanzierung der Energiewende.

Die EWI-Energietagung fand in Kooperation mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, dem Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) und der Johannes-Rau-Forschungsgemeinschaft (JRF), deren Mitglied das EWI ist, statt.

Fotogalerie Copyright: EWI/JRF