„Für die Energiewende ist ein smartes Energiesystem unerlässlich”, sagt NRW-Wirtschafts- und Energieminister Prof. Dr. Andreas Pinkwart bei der EWI-Energietagung. „Nordrhein-Westfalen stellt sich dieser Herausforderung und entwickelt einen konkreten Fahrplan für die sichere und bezahlbare Energieversorgung von Morgen.“ Neben dem schnellen Ausbau der erneuerbaren Energien, wie Windenergie oder Photovoltaik, müsse man sich auch den Speichern und Netzen stärker widmen, so Pinkwart weiter.
Im Rahmen der EWI-Energietagung diskutierten Fachleute aus Wissenschaft, Politik und Wirtschaft über das Thema „Im Umbruch: Energiewirtschaft zwischen Preisdruck und Digitalisierung“. Die Jahreskonferenz des Energiewirtschaftlichen Instituts an der Universität zu Köln (EWI) fand in Kooperation mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und dem BDEW statt – pandemiebedingt noch einmal virtuell. Gut 90 Gäste nahmen an den Statements und den anschließenden Diskussionen zu steigenden Energiepreisen sowie zur digitalen Transformation teil. Jan Hauser, Redakteur der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, moderierte die Veranstaltung.
Die steigenden Preise an den Energiemärkten haben die Diskussion um staatliche Steuerungselemente wie die EEG-Umlage, die CO2-Abgabe oder die Energiesteuern auf nationaler Ebene erneut angeheizt – denn sie sind ein weiterer Unsicherheitsfaktor für die im Umbruch befindliche Energiewirtschaft. Die Gestaltung einer zunehmend dekarbonisierten Energiewelt wird begleitet durch eine digitale Transformation, die Chancen, aber auch Herausforderungen bietet. Auch im Koalitionsvertrag der designierten Bundesregierung spielt die Energiewende eine zentrale Rolle.
Die Energiewende erfordert unter anderem auch eine Veränderung des Kapitalstocks. „Alle Szenarien zur Erreichung der politisch gesetzten Klimaziele setzen voraus, dass sich die Veränderungsgeschwindigkeit des Kapitalstocks in allen Sektoren rasch, deutlich und dauerhaft erhöhen wird”, sagt EWI-Direktor Prof. Dr. Marc Oliver Bettzüge in der Diskussion. Auch der Koalitionsvertrag setze in der Energiepolitik vor allem auf eine Beschleunigung und Ausweitung der Investitionstätigkeit. „Zwischen Papier und Wirklichkeit liegen hier vielfältige Entscheidungen von Millionen von Menschen und Unternehmen. Diese Entscheidungen müssten angereizt, geeignet koordiniert und in der Folge schnell und erfolgreich umgesetzt werden.“ Um die ausgerufenen Ziele bis zum Jahr 2030 Wirklichkeit werden zu lassen, müsse die neue Regierungskoalition daher kurzfristig ein umfassendes und robustes Realisierungskonzept entwickeln.
„Was wir im Moment am Markt erleben, hat es so noch nicht gegeben“, sagt Dr. Catharina Friedrich, Vorständin der rhenag Rheinische Energie AG in ihrem Statement zu Beginn der EWI-Energietagung. „Eine Vielzahl von Faktoren sorgt für eine Explosion der Energiepreise.“ Die CO2-Preise in der kurzen Frist nicht steigen zu lassen, sei aus Sicht der Endverbrauchenden eine gute Nachricht.
Den Aspekt der digitalen Transformation diskutierte EWI-Direktor Prof. Dr. Wolfgang Ketter mit NRW-Wirtschafts- und Energieminister Pinkwart. „Der Ausbau der digitalen Infrastruktur hinkt in Deutschland deutlich hinterher“, so Ketter. „Diese ist aber Voraussetzung für die Energie- und Verkehrswende.“ Pinkwart ergänzte: „Die Ampelkoalition hat sich das Ziel gesetzt, idealerweise bereits bis zum Jahr 2030 aus der Kohleverstromung auszusteigen.“ Das sei wiederum mit höheren Anforderungen für das Energiesystem in Deutschland verbunden. „Wir brauchen eine deutliche Beschleunigung von Planungs- und Umsetzungsprozessen, damit wir die ambitionierten Ziele im Koalitionsvertrag erreichen können.“