Um Klimaneutralität zu erreichen, wird grüner Wasserstoff zukünftig eine wichtige Rolle spielen. Er könnte technisch betrachtet in vielen Ländern der Welt produziert werden. Doch die Voraussetzungen und Risiken für die Produktion variieren von Land zu Land. Daher entstehen bei perspektivisch großen Importmengen auch für grünen Wasserstoff Herausforderungen der Versorgungssicherheit.
In der neuen Studie „EWI Future Energy Score: Assessing potential hydrogen exporters“ entwickelt ein Team des Energiewirtschaftlichen Instituts an der Universität zu Köln (EWI) den „EWI Future Energy Score (EFES)“. Dieser setzt sich aus politischen, ökonomischen, sozialen und energiebezogenen Subindikatoren zusammen, mit denen verschiedene länderspezifische Faktoren der Produktion von Energieträgern, wie z. B. Wasserstoff, abgebildet werden. So können verschiedene Länder mit potenziellen Wasserstoffexporten miteinander verglichen werden. Die Analyse entstand im Rahmen des „Forschungsprogramms Wasserstoff“ des EWI und wurde von der Gesellschaft zur Förderung des Energiewirtschaftlichen Instituts an der Universität zu Köln e. V. gefördert.
Die Studie betrachtet die lokalen Gegebenheiten von mehr als 80 Ländern hinsichtlich der Exportsicherheit für Wasserstoff. Dazu werden EWI Future Energy Scores für die Jahre 2017 bis 2021 auf Basis eines umfangreichen Datensets länderspezifischer Variablen berechnet. Die Scores rangieren auf einer Skala von 0 bis 100. Ein höherer Score, kann dabei interpretiert werden als bessere Voraussetzungen des entsprechenden Landes für Investitionen und daraus resultierende Wasserstoffexporte.
Der EWI Future Energy Score eines Landes wird auf Grundlage der vier Subindikatoren Wirtschaft, Politik, Soziales und Energie mittels eines statistischen Verfahrens berechnet. Jeder Subindikator gibt Auskunft über die jeweilige Situation des Landes in Bezug auf den Subindikator im jeweiligen Jahr. Entsprechend variiert die Reihenfolge der Länder bei den einzelnen Subindikatoren und ein Land kann in den verschiedenen Dimensionen unterschiedlich abschneiden. Alle vier Subindikatoren werden gleich gewichtet und fließen zu je 25 Prozent in die Berechnung des EWI Future Energy Scores ein.
Für das Jahr 2021 erreichen die potenziellen Wasserstoffexporteure Norwegen, Australien, Schweiz, Neuseeland und das Vereinigte Königreich Großbritannien die höchsten EWI Future Energy Scores.
Die Bundesregierung hat bisher mit 30 Ländern weltweit verschiedene Formen von Energiekooperationen geschlossen. Unter anderem sollen die Kooperationen den Ausbau erneuerbarer Energien vorantreiben und dazu beitragen, unabhängiger von fossilen Energieträgern zu werden. Ein weiteres Ziel ist die Diversifizierung des deutschen Wasserstoffimportportfolios und die Etablierung nachhaltiger Wasserstofflieferketten. In der vorliegenden Studie werden die Wasserstoffpartnerschaften Deutschlands, eine Form der Energiekooperation, im Hinblick auf ihre lokale Situation näher analysiert: Die höchsten EWI Future Energy Scores unter den Wasserstoffpartnerschaften erreichten im Jahr 2021 Australien und Kanada.
Die Bewertung von potenziellen Handelspartnern bzw. Investitionsobjekten im Wasserstoffsektor stellt ein komplexes Unterfangen dar. Bislang werden potenzielle Handelspartner lediglich mit Hinblick auf Produktions- und Transportkosten bewertet. Für deren Bestimmung stehen bereits verschiedene Studien und Tools wie zum Beispiel das PtX Cost Tool des EWI zur Verfügung. „Neben Transportrisiken und Produktionskosten sollten jedoch auch länderspezifische Gegebenheiten betrachtet werden“, sagt Tobias Sprenger, Senior Research Consultant und Leiter des Forschungsprogramms Wasserstoff am EWI. „Mit dem EWI Future Energy Score lassen sich die spezifischen Voraussetzungen potenzieller Wasserstoffexport-Länder vergleichen.“