Wie gut sind europäische Länder auf den Hochlauf der E-Mobilität vorbereitet? Anhand der drei großen Herausforderungen Erzeugung, Infrastruktur und Flexibilität untersucht das Energiewirtschaftliche Institut an der Universität zu Köln (EWI) die Frage, wie gut verschiedene Staaten in Europa auf Elektromobilität vorbereitet sind, die „EV-Preparedness“, mit dem neu entwickelten „EWI EV-Preparedness Index“.
Erste Ergebnisse stellte Konstantin Gruber, Research Analyst am EWI, im Rahmen der digitalen Veranstaltung EWI Insights zum Thema „Hochlauf alternativer Antriebe im Verkehrssektor: Wasserstoff und Elektromobilität“ vor. Während Norwegen und die Niederlande aufgrund einer flächendeckenden Ladeinfrastruktur und guter Voraussetzungen für flexibles Laden am besten vorbereitet sind, gibt es großen Aufholbedarf in Deutschland: „In Deutschland fehlen derzeit vor allem die regulatorischen Anreize sowie die technischen Voraussetzungen für flexibles Laden,“ sagt Philip Schnaars, Senior Research Consultant.
„Den Ausbau der Ladeinfrastruktur gilt es regulatorisch passgenau zu begleiten“, sagt Research Associate Hendrik Diers in seinem Vortrag „Regulatorische Hemmnisse beim Aufbau der öffentlichen Ladeinfrastruktur in Deutschland“. Bisher werde der Hochlauf von Normal- und Schnellladeinfrastruktur getrennt voneinander betrachtet.
Dabei bestehen regionale Gebietsmonopole im Markt für Normalladepunkte, häufig bedingt durch kommunale Vergabeverfahren. Diese bevorzugen regionale Anbieter, wodurch deren Marktposition gestärkt wird. „Zukünftig gilt es, mehr Wettbewerb durch verbesserte Vergabeverfahren zu ermöglichen“, sagt Diers. „Außerdem sollte die regionale Marktstellung bei der Vergabe von Flächen im Schnellladesäulenmarkt mitberücksichtigt werden.“
Wie es um Wasserstoffanwendungen im Verkehrssektor steht, stellte Research Associate Patricia Wild vor anhand von Beispielen aus der Analyse „H2 Förderkompass – Kriterien zur Förderung von Wasserstoffanwendungen für den Markthochlauf“. Im Mobilitätssektor dominiert teils, speziell bei PKW und leichten Nutzfahrzeugen, die Elektrifizierung als Lösung der Dekarbonisierung. „Allerdings erwarten wir auch im Transportsektor einen Bedarf nach Wasserstoff – sogar schon kurz- und mittelfristig in der Phase des Wasserstoffmarkthochlaufs“, so Wild.
Dies gelte insbesondere für den Schwerlastverkehr, Zugstrecken ohne Oberleitungsinfrastruktur, sowie Nutzfahrzeuge wie ÖPNV-Busse und Abfallfahrzeuge. Diese Wasserstoffanwendungen verfügten bereits über einen hohen Technologiereifegrad und könnten deshalb in der Phase des Markthochlaufs eine Rolle spielen. Für eine signifikante CO2-Vermeidung sei jedoch eine schnelle Skalierung des Wasserstoffeinsatzes in den einzelnen Anwendungen notwendig.