Zwei Forschende des Energiewirtschaftlichen Instituts an der Universität zu Köln (EWI) haben im Rahmen der Webinar-Reihe „EWI Insights“ aktuelle Analysen zum Investitionsbedarf in der Energiewende sowie zum Strompreispaket vorgestellt. Moderiert wurde die Veranstaltung von Philipp Kienscherf, Manager am EWI.
Senior Researcher Amir Ashour Novirdoust stellte zunächst das Thema Investitionen in der Energiewende bis zum Jahr 2030 vor. In dieser Analyse beziffert das EWI den Investitionsbedarf in der Energiewende für die Sektoren Verkehr, Wohngebäude und Stromversorgung in einem Plan-Szenario bis zum Jahr 2030 auf jährlich rund 240 Milliarden Euro und diskutiert mögliche Implikationen.
Laut der Analyse müsste das Investitionsniveau gegenüber den vergangenen Jahren insgesamt deutlich steigen. Gegenüber dem hier vorgestellten Szenario ist seit dem Jahr 2018 bereits ein Investitionsverzug entstanden. Dieser könnte etwa 220 Mrd. Euro ausmachen und damit rund zehn Prozent des gesamten Investitionsbedarfs im untersuchten Szenario. Der Stromsektor weist dabei den größten Investitionsverzug auf, sowohl für erneuerbare Erzeugungsanlagen als auch für Netze. In der Stromversorgung müssten sich im betrachteten Szenario die gesamten Investitionen für erneuerbare Energien, Kraftwerke und Netze gegenüber dem historischen Niveau mehr als verdoppeln.
Die höheren Investitionen in den betrachteten Sektoren würden mehr als sechs Prozent des Bruttoinlandsproduktes ausmachen, eine Steigerung gegenüber dem heutigen Niveau. Bei einer konstanten volkswirtschaftlichen Sparquote müsste dieser Kapitalbedarf zulasten von Investitionen in anderen Sektoren gehen. Andernfalls müsste die gesamtwirtschaftliche Sparquote oder der Kapitalimport aus dem Ausland steigen.
Im zweiten Teil der Veranstaltung referierte Senior Research Associate Nils Namockel über Strompreisbestandteile, das Strompreispaket und Verteilungseffekte. Als Reaktion auf weiterhin hohe Strompreise zielt das kürzlich durch die Bundesregierung vorgestellte Strompreispaket darauf ab, einzelne Strompreisbestandteile für Industrieunternehmen zu senken. Die Maßnahmen sollen sowohl die Steuerlast als auch die indirekte CO2-Preisbelastung senken. „Unter anderem aufgrund steigender Netzentgelte könnten die Endkundenpreise mittelfristig dennoch für alle Verbrauchsgruppen steigen“, sagt Namockel. Dass sich durch die vorgestellten Maßnahmen die Strompreise für besonders energieintensive Industriebetriebe auf das historische Niveau zurückentwickeln, scheine unwahrscheinlich.
Die Online-Workshop-Reihe „EWI Insights“ des EWI findet seit dem Jahr 2020 etwa viermal jährlich statt und richtet sich an Fachleute aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik, die an wissenschaftlichen Erkenntnissen aus der Energiewelt interessiert sind. Forschende des EWI bieten Einblicke in aktuelle Studien und Analysen des Instituts. Informationen über aktuelle Veranstaltungen des EWI finden sich hier: https://www.ewi.uni-koeln.de/de/termine-uebersicht/.