Bei Investitionen in Wasserstoffprojekte und dem Import von grünem Wasserstoff kann eine möglichst hohe Ausschöpfung der vorhandenen Potenziale in Ländern an der europäischen Mittelmeerküste Vorteile bringen. Diese Länder bieten vergleichsweise kostengünstige Potenziale für die Produktion von grünem Wasserstoff bei hoher Investitions- und Versorgungssicherheit. Darüber hinaus sind Importe aus Nordafrika und Nicht-EU-Ländern des Mittelmeerraums kosteneffizient und geeignet für ein diversifiziertes Portfolio. Der Bau einer paneuropäischen Pipeline-Infrastruktur wäre wichtig für kostengünstige Importe. Wasserstoff-Importe über den Seeweg könnten die Abhängigkeit von Pipelines verringern, könnten aber zu deutlich höheren Kosten führen.
Forschende des Energiewirtschaftlichen Instituts an der Universität zu Köln (EWI) leiten im Policy Brief „Derisking hydrogen investments – analysis of the costs and risks of hydrogen imports from the Mediterranean and the MENA region“ Implikationen für eine Importstrategie für Deutschland ab. Der Policy Brief entstand im Rahmen des „Forschungsprogramms Wasserstoff“ des EWI und wurde von der Gesellschaft zur Förderung des Energiewirtschaftlichen Instituts an der Universität zu Köln e. V. gefördert.
Der Policy Brief vergleicht Länder des Mittelmeerraums und der MENA-Region hinsichtlich der Importkosten von grünem Wasserstoff nach Deutschland, Importpotenziale und Versorgungs- sowie Investitionssicherheit. Die Analyse nutzt die Idee der Portfoliotheorie, um den Trade-off zwischen Kosten und Risiken zu untersuchen und identifiziert Ländergruppen hinsichtlich ihrer Kosten- und Risikoeffizienz.
Eine sichere und kostengünstige Versorgung mit grünem Wasserstoff ist für die Energiewende in Deutschland zentral. Geopolitische Risiken könnten dabei weitreichende Auswirkungen auf die Investitions- und Versorgungssicherheit im Wasserstoffmarkthochlauf haben. „Wenn künftig große Mengen grünen Wasserstoffs importiert werden sollen, sollten auch potenziellen Risiken bei Investitions- und Versorgungssicherheit betrachtet werden“, sagt Patricia Wild, Mit-Autorin des Policy Briefs.
Der Vergleich der geopolitischen Risiken von Wasserstoffimporten aus verschiedenen Ländern erfolgte mittels der kürzlich veröffentlichten EWI Future Energy Scores. Ein höherer Score kann dabei als bessere Voraussetzung des entsprechenden Landes für Investitionen und daraus resultierende Wasserstoffexporte interpretiert werden.
Die Importkosten von grünem Wasserstoff unterscheiden sich stark innerhalb der betrachteten Region. Jedoch sind die Produktionspotenziale deutlich gleichmäßiger verteilt als die von fossilen Ressourcen. Im Vergleich zu fossilen Energieträgern wie Öl oder Gas hat Wasserstoff hohe Transportkosten. „Aus einer Kostenbetrachtung kann abgeleitet werden, dass grüner Wasserstoff größtenteils nicht global über den Seeweg transportiert werden würde. Vielmehr könnte ein Markt entstehen, in dem Europa und angrenzende Länder grünen Wasserstoff über Pipelines handeln könnten“, sagt Michael Moritz, ebenfalls Autor des Policy Briefs. Aus diesem Grund liege der Fokus der Analyse auf dem Mittelmeerraum und dem Nahen Osten.