Stromgroßhandel 2020: Covid-19 drückt die Preise

Stromgroßhandel 2020: Covid-19 drückt die Preise
5. Januar 2021 |

Aktualisiert am 2. Februar 2021 | Die Strompreise im deutschen Großhandel sind im Jahr 2020 deutlich niedriger als im Vorjahr. Was das mit der Covid-19-Pandemie zu tun hat und welche Faktoren noch wirken.

Die Covid-19-Pandemie und die resultierenden Maßnahmen in Deutschland und der Welt setzen die Großhandelsstrompreise unter Druck. Im Jahr 2020 war der mittlere Großhandelsstrompreis deutlich niedriger als im Jahr 2019. Mit 30,47 EUR/MWh lag er mehr als 7 EUR/MWh niedriger als im Vorjahr. Gleich drei Faktoren haben im Jahr 2020 preisdämpfend auf die Strompreise gewirkt: niedrigere Brennstoffkosten, geringere Stromnachfrage und mehr Strom aus erneuerbaren Energien.

In der Kurzanalyse „Der Strompreis in Zeiten von Covid-19“ untersuchen die Wissenschaftler Dr. Simon Schulte, Fabian Arnold und Konstantin Gruber des Energiewirtschaftlichen Instituts (EWI) an der Universität zu Köln, wie sich der Großhandelsstrompreis im Jahr 2020 entwickelt hat, welche Faktoren die Preisentwicklung beeinflusst haben und welche Rolle die Covid-19-Pandemie dabei gespielt hat. Die Analyse basiert unter anderem auf dem EWI Merit-Order Tool 2021, mit dem sich die Einsatzreihenfolge konventioneller Kraftwerke basierend auf ihren Grenzkosten bestimmen lässt.

Abbildung 1: Wöchentlicher Mittelwert des deutschen Großhandelsstrompreises (Quelle: SMARD Strommarktdaten)

Geringere Stromnachfrage

Die nationalen Maßnahmen zu Eindämmung der Pandemie und der weltweite Rückgang der Wirtschaftsleistung hatten 2020 einen Rückgang der Stromnachfrage in Deutschland um knapp 16 TWh (3,2 Prozent) zur Folge. Die Nachfrage brach insbesondere im April, zur Zeit des ersten Lockdowns in Deutschland, ein, blieb aber auch darüber hinaus niedrig. Erst im August stieg die Nachfrage wieder auf Vorjahresniveau. Der Lockdown im November/Dezember hatte im Vergleich zum Frühjahr nur geringe Auswirkungen auf die Stromnachfrage.

Niedrigere Brennstoffkosten

Aufgrund des weltweiten Nachfragerückgangs in Folge der Maßnahmen gegen die Covid-19-Pandemie sind die Preise für die Energieträger Kohle und Gas im Jahr 2020 zurückgegangen. Die Gaspreise waren bereits 2019 auf Grund des großen Angebots unter Druck geraten. Im Jahr 2020 erreichten sie neue Tiefpunkte. Der Preis für CO2-Zertifikate brach in Folge der europäischen Lockdown-Maßnahmen im Frühjahr ebenfalls ein, blieb aufgrund schneller Erholung aber im Jahresmittel stabil.

Die niedrigeren Brennstoffpreise reduzieren die Grenzkosten der Kraftwerke und damit deren Einsatzreihenfolge am Strommarkt, die sogenannte Merit-Order. „Aufgrund des Rückgangs der Brennstoffpreise hat sich die mittlere Merit-Order der konventionellen Kraftwerke im Jahr 2020 gegenüber 2019 nochmal deutlich abgeflacht. Gas-und-Dampf-Kombikraftwerke haben von niedrigen Gaspreisen profitiert und konnten sich in der Einsatzreihenfolge der Kraftwerke zeitweise sogar vor Braunkohlekraftwerke schieben“, sagt Dr. Simon Schulte, Manager am EWI.

Abbildung 2: Brennstoff- und Zertifikatspreise in 2019 und 2020 (Quellen: Sandbag Carbon Price Viewer, EEX Transparency Platform, marketwatch.com)

Mehr Strom aus erneuerbaren Energien

Gleichzeitig war die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien im Jahr 2020 ca. 9,2 TWh höher als im Vorjahr. Sowohl die Erzeugung mithilfe von Windenergie auf Land (+3,5%) und auf See (+11,1%), als auch die Photovoltaik-Erzeugung (+9,3%) nahm im Jahr 2020 aufgrund von günstigen Wetterbedingungen und dem Ausbau von Erzeugungskapazität weiter zu.

Seit dem 2. Februar 2021 steht die dritte Version des EWI Merit-Order Tools 2021 zum Download zur Verfügung.