Die klimaneutrale Wärmebereitstellung erfordert eine erhebliche Transformation des Energiesystems. Damit diese Umstellung gelingt, müssen bei der Wärmewende regionale Gegebenheiten berücksichtigt werden, die Technologie- und Systemkosten erheblich beeinflussen.
Um die Herausforderungen der Heterogenität in der Wärmeversorgung zu adressieren, hat ein Team des Energiewirtschaftlichen Instituts an der Universität zu Köln (EWI) das „Wärmegestehungskosten-Tool“ zur Simulation der kommunalen Wärmeplanung entwickelt. Wärmegestehungskosten sind die Kosten einer kWh Wärme. Sie beinhalten sowohl die Investitionskosten für eine Technologie, als auch die Betriebskosten über die gesamte Lebensdauer. Die Entwicklung des Tools? wurde gefördert durch die „Förderinitiative Wärmewende“ der Gesellschaft zur Förderung des Energiewirtschaftlichen Instituts an der Universität zu Köln e.V.
Ziel ist es, durch die Berechnung der Wärmegestehungskosten die Kosten verschiedener Heiztechnologien über deren gesamte Lebensdauer vergleichbar zu machen. Bundeslandspezifische Gegebenheiten wie die Bebauungsdichte, Gebäudetypen oder Sanierungsstände, werden bei der Kostenberechnung entsprechend berücksichtigt. Kommunen oder andere Institutionen der kommunalen Wärmewende können im EWI-Tool dabei Subventionen für verschiedenen Technologiearten oder Zinssätze eigenständig anpassen und zwischen unterschiedlichen Energiepreisszenarien wählen.
Die Ergebnisse visualisieren beispielsweise, dass obwohl die Investitionskosten für Gasheizungen vergleichsweise gering sind, diese bei steigenden Energiepreisen auf Grund der hohen Betriebskosten an Wettbewerbsfähigkeit verlieren. Kapitalintensive Technologien wie Wärmepumpen, Hybridtechnologien und Pelletkessel gewinnen in diesen Energiepreisszenarien hingegen an Attraktivität. Aber auch die Gebäudeart ist eine entscheidende Größe, die es bei der Wirtschaftlichkeit von Technologien zu beachten gilt. „Die Kosten pro MWh für Pelletheizungen und Luftwärmepumpen sinken beispielsweise mit steigender Anzahl der Wohnungen pro Gebäude“, sagt Dr. Johanna Bocklet, Managerin am EWI. Die Ergebnisse des Wärmegestehungskosten-Tools stützen somit die Ergebnisse der jüngst veröffentlichten EWI-Studie „Fokusgebiete als Konzept der kommunalen Wärmeplanung“.
Fokusgebiete priorisieren dabei unter der Berücksichtigung des Infrastrukturbestands, des spezifischen Wärmebedarfs und des Erzeugungspotenzials einer Region die kostengünstigste Wärmeversorgungslösung. Die Wahl der präferierten, kostengünstigsten Technologie für eine bestimmte Region kann dabei durch die Berechnung des Wärmgestehungskosten-Tools gestützt werden. „Beide Veröffentlichung zeigen, dass für eine effiziente Wärmeversorgung regionale Gegebenheiten und insbesondere die Heterogenität des Gebäudebestands berücksichtig werden müssen“, sagt Bocklet.