Wasserstoff-Kosten: Update des EWI Global PtX Cost Tool verfügbar

Wasserstoff-Kosten: Update des EWI Global PtX Cost Tool verfügbar
3. Juni 2024 |

Mit dem EWI Global PtX Cost Tool zeigt das EWI, von wo grüner Wasserstoff und Derivate wie Ammoniak günstig importiert werden könnten. Mit dem Update des Tools lassen sich nun auch verschiedene Einflüsse auf die Produktions- und Importkosten analysieren.

Das Update des EWI Global PtX Cost Tool ist ab sofort kostenlos auf der Homepage des Energiewirtschaftlichen Instituts an der Universität zu Köln (EWI) verfügbar. Das Tool ermittelt zukünftige Produktions- und Importkosten von grünem Wasserstoff und Wasserstoff-Derivaten wie Ammoniak, Methanol und synthetischen Brennstoffen. Das aktualisierte Tool umfasst außerdem aktualisierte Inputdaten zu Produktionspotenzialen und Kostenentwicklungen sowie weiterführende Analysen zu globalen Investitionsbedingungen und zum Lieferprofil.

Das EWI Global PtX Cost Tool liefert Kostenszenarien für die globale Versorgung mit grünem Wasserstoff und Wasserstoffderivaten aus Wind- und Solarenergie für 117 Herkunftsländer sowie 19 Zielländer. Im Tool wird angenommen, dass der Wind- oder Solarpark ausschließlich für die Produktion von Wasserstoff vor Ort errichtet wird. Es wird zwischen einem Basisszenario und einem optimistischen Kostenszenario unterschieden. Weiterhin ist die Kostenanalyse in 5-Jahres-Schritten bis 2050 möglich. Die Aktualisierung des Tools wurde von Dr. Ann-Katrin Klaas, Michael Moritz und David Wohlleben im Rahmen des „Forschungsprogramms Wasserstoff“ des EWI durchgeführt und von der Gesellschaft zur Förderung des Energiewirtschaftlichen Instituts an der Universität zu Köln e. V. gefördert.

Schwankungen von erneuerbaren Energien (EE) beeinflussen Lieferprofil und Kosten

Eine Auswertung mit Hilfe des EWI Global PtX Cost Tool zeigt, dass neben EE-Potenzialen mit hohen Vollaststunden der Zugang zu günstiger Projektfinanzierung wichtig ist, um grünen Wasserstoff und seine Derivate herzustellen. Darüber hinaus beeinflussen die Schwankungen von Wind und Sonne, wann und zu welchen Kosten grüner Wasserstoff produziert werden kann. Mit dem aktualisierten Tool kann nun zusätzlich untersucht werden, wie die Volatilität von erneuerbaren Energien die Produktions- und Transportkosten beeinflusst. Mit dem Update lassen sich die Importkosten von zwei unterschiedlichen Lieferprofilen untersuchen: Bei volatiler Lieferung wird dann geliefert, wenn im Herkunftsland produziert werden kann, also wenn dort der Wind weht oder die Sonne scheint. Das resultierende Lieferprofil wird im Tool in monatlicher Auflösung angezeigt. Bei Bandlieferung wird die volatile Produktion durch einen Speicher im Herkunftsland ausgeglichen. Die Lieferung ist dann gleichmäßiger, aber teurer.

Ebenfalls neu im Tool ist eine detaillierte Berechnung von länderspezifischen Weighted Average Costs of Capital (WACC) für Wasserstoffprojekte. Diese Berechnung berücksichtigt sowohl die globalen Zinserhöhungen der vergangenen Jahre als auch länderspezifische Investitionsrisiken und das Technologierisiko von neuartigen Wasserstoffprozessen. Die länderspezifischen Investitionsbedingungen haben einen großen Einfluss auf die Kosten für neue Projekte zur Erzeugung von grünem Wasserstoff, da die Kapitalkosten bei solchen Anlagen den größten Kostenpunkt darstellen.

Marokko ist das günstigste Importland für Bandlieferung nach Deutschland

Die Importkosten für grünen Wasserstoff nach Deutschland liegen laut Tool je nach Herkunftsland zwischen ca. 170 und 700 USD/MWh (Basisszenario, Bandlieferung) für Projekte, die im Jahr 2030 realisiert würden. Marokko zeigt dabei aufgrund guter Potenziale für erneuerbare Energien mit hohen Wind- und Sonnenstunden sowie einer möglichen Pipeline-Anbindung die besten Voraussetzungen. Insgesamt könnte Wasserstoff aus Nordafrika, Anrainerstatten der Nordsee sowie aus Skandinavien günstiger importiert werden als bei Herstellung in Deutschland. Aus diesen Ländern könnte via Pipeline importiert werden, was deutlich günstiger als der Schiffstransport wäre. Das Tool unterscheidet außerdem verschiedene Kostenszenarien für die Umwidmung von bestehenden Pipelines. Es ermöglicht zusätzlich die Kostenanalyse verschiedener Transportmethoden für die Wasserstoffderivate Ammoniak, Methan, Methanol und Fischer-Tropsch Produkte.

Abbildung 1: Importkosten für grünen Wasserstoff bei Bandlieferung nach Deutschland

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