Im Klimaschutzprogramm 2030 der deutschen Bundesregierung wurde der Einstieg in die nationale Bepreisung von Treibhausgasemissionen im Verkehrs- und Gebäudesektor beschlossen. Die reale Wirkung eines solchen Preises ist jedoch, vor dem Hintergrund von unbekannten Vermeidungskosten und verhaltensökonomischen Einflüssen auf Investitionsentscheidungen, unklar. Um diese Aspekte zu berücksichtigen, analysieren wir die Lenkungswirkung von CO2-Preissignalen mittels einer Kopplung von ökonometrischer Modellierung des Endenergieverbrauchs und linearer techno-ökonomischer Optimierung des Energiesystems.
Die Ergebnisse zeigen, dass die Einführung einer CO2-Bepreisung für private Haushalte das Investitionsverhalten hin zu strombasierten Verbrauchstechnologien beeinflusst. So werden beispielsweise, im Vergleich zu einem Referenzszenario ohne CO2-Preis, deutlich mehr Elektroautos gekauft und Wärmepumpen installiert. Im Energiesektor führt die Einführung eines CO2-Mindestpreises zu einer stärkeren Dekarbonisierung der Stromerzeugung, was sich in einem stärkeren Ausbau der Kapazitäten für Erneuerbare Energien und einem beschleunigten Ausstieg aus der Kohleverstromung widerspiegelt. In der Folge trägt die Energiewirtschaft im Gegensatz zum Gebäude‑, Verkehrs- oder Industriesektor überproportional zur Treibhausgasminderung bei, wodurch im Jahr 2030 das nationale Minderungsziel von 55 % erreicht wird.
Im Jahr 2050 werden die Klimaziele dagegen nur in einem Szenario mit einem CO2-Preis von 260 €/t erreicht. Bei diesem Preisniveau wird die Zielerreichung über die Bereitstellung von importierten CO2-neutralen synthetischen Energieträgern ermöglicht.