Versorgungssicherheit war das dominierende Thema im europäischen und deutschen Gasmarkt in 2014 und 2015. Neben den politischen Spannungen mit Russland, Europas wichtigstem Erdgaslieferanten, sorgte insbesondere der erneute Gasstreit zwischen Russland und der Ukraine, dem wichtigsten Transitland für Lieferungen von russischem Erdgas nach Europa, für neue Diskussionen über Europas Versorgungssicherheit. In diesem Zusammenhang wurde in dieser Studie die Abhängigkeit Europas von Gas-Transiten durch die Ukraine analysiert. Grundlage der Analyse bildet die Simulation verschiedener Krisenszenarien mit dem EWI-Gasmarktmodell TIGER. Die Analyse zeigt eine große Widerstandsfähigkeit der meisten Länder Europas. Bei einem zweiwöchigen und dreimonatigen Ausfall der Ukraine-Transite wären neben der Ukraine selbst lediglich die Türkei, Bulgarien und Mazedonien von kleineren Versorgungsausfällen betroffen. Alle anderen Länder wären trotz eines längeren Ausfalls der Ukraine-Transite in der Lage, die Versorgung von Bevölkerung und Industrie sicher zu stellen. Dauerhaft könnte Europa aber derzeit nicht Ukraine-Transite verzichten: Simuliert man einen dauerhaften Ausfall, könnten zahlreiche Länder in Europe ihre Jahresnachfrage nicht mehr vollständig decken.