Forschende des Energiewirtschaftlichen Instituts an der Universität zu Köln (EWI) haben im Rahmen der Webinar-Reihe „EWI Insights“ Ergebnisse aus zwei aktuellen Analysen zu Kosten und Risiken im globalen Wasserstoffhandel präsentiert. Moderiert wurde die Veranstaltung von David Schlund, Senior Research Consultant am EWI.
Die Online-Workshop-Reihe des EWI findet seit dem Jahr 2020 etwa viermal jährlich statt und richtet sich an Fachleute aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik, die an wissenschaftlichen Erkenntnissen aus der Energiewelt interessiert sind. Forschende des EWI bieten Einblicke in aktuelle Studien und Analysen des Instituts.
Patricia Wild, Research Associate am EWI, stellte das Thema geopolitische Risiken im globalen Wasserstoffhandel vor. Viele Analysen und Diskussionen konzentrieren sich auf die techno-ökonomischen Faktoren, also Potenziale der Länder oder Transportkosten. „Wenn große Mengen grünen Wasserstoffs in Zukunft importiert werden, sollte berücksichtigt werden, was dies für die Versorgungssicherheit Deutschlands bedeutet und welche potenziellen Risiken existieren“, sagte Wild. „Wir unterteilen geopolitische Risiken in politische, ökonomische und soziale Faktoren. Zudem sind die bilateralen Beziehungen der beteiligten Akteure bedeutend.“
Geopolitische Risiken könnten weitreichende Auswirkungen für die Investitions- und Versorgungssicherheit im Wasserstoffmarkthochlauf haben, so Wild. Eine Betrachtung der potenziellen Exporteure Spanien, Algerien, UAE und Chile zeige, dass diese Länder über unterschiedliche Herausforderungen und Chancen im Wasserstoffhandel verfügen. „Eine Bewertung der Zuverlässigkeit von Exportländern, den Transportrouten und der Investitionssicherheit ist kompliziert, da das Länderrisikopotenzial nicht unmittelbar messbar ist“, erklärte Wild. „Daher haben wir Länderrisiken über eine Zuordnung messbarer Variablen erfasst. Diverse Indikatoren wurden als Indiz für die identifizierten Risikofaktoren herangezogen.“
Im zweiten Teil der Veranstaltung sprach Senior Research Associate Michael Moritz über globale Produktions- und Versorgungskosten für grünen Wasserstoff und Wasserstofffolgeprodukte. „Reiner Wasserstoff hat zwar die niedrigsten Produktions- aber die höchsten Transportkosten grüner Wasserstoff(-folgeprodukte)“, sagte Moritz. „Auf Basis einer Kostenbetrachtung könnte grüner Wasserstoff größtenteils in regionalen Märkten über Pipelines gehandelt werden, die mehrere tausend Kilometer umspannen können – zum Beispiel innerhalb Europas und Nordafrikas.“
Die meisten Weltregionen verfügten theoretisch über genügend erneuerbare Energie-Potenziale um Ihren Wasserstoffbedarf selbst zu produzieren, so Moritz weiter. Daher sei der Langstreckentransport von Wasserstoff über den Seeweg nach Europa sowohl aus Kosten- als auch aus Mengengründen nicht notwendig. In der Versorgungs-Kostenstruktur von grünem Ammoniak, Methanol und Methan seien dagegen die Produktionskosten die dominierende Kostenkomponente. Dies würde die Entstehung eines globalen Seehandels mit diesen grünen Energieträgern aus ökonomischer Sicht ermöglichen. Die Analyse von Importkosten von grünem Wasserstoff und Wasserstofffolgeprodukten ist mit dem EWI Global PtX Cost Tool möglich.